Newsletter Nr. 3 / 2010 Neues aus den CONTUREN:

 

Erhard Busek:

"In 200 Jahren hört Europa vielleicht auf den Muezzin"

 

Migration folgt möglicherweise Naturgesetzlichkeiten, wie beim alten Griechenland oder dem Imperium Romanum - Politik bietet keine längerfristischen Perspektiven mehr und denkt nur noch kurzfristig - Zur Lösung von Krisen: mehr Europa, nicht weniger - In der Bildungspolitik fehlt Diskussion über Inhalte - Parteien nur noch Mechanismen des Machterhalts - "Berlusconi, gibt's den wirklich?" - Kirche wird als Institution nie untergehen

 

Europa höre vielleicht in 200 Jahren auf den Muezzin, erklärte Erhard BUSEK in einem Gespräch mit den CONTUREN (in Nr. 1 + 2 / 2010), aber dann sei der Muezzin wahrscheinlich nicht mehr der, der er heute ist. In der demographischen Entwicklung gebe es offensichtlich gewissse Naturgesetzlichkeiten von der Kraft der Natur her. Er, Busek, könne aber die Tragik einer derartigen Entwicklung nicht erkennen, derlei habe immer wieder stattgefunden, etwa auch im alten Griechenland und im Imperium Romanum. Er beobachte auch, dass sich unter den Immigranten eine andere Befindlichkeit entwickle, so würden sich beispielsweise die Türken in Deutschland sehr stark von jenen in der Türkei unterscheiden. Möglicherweise könne man so wie Peter Sloterdijk Europa als Wurmfortsatz der eurasischen Landmassse betrachten, was sehr stark durch die Migration unterstrichen werde.

 

Zur Politik allgemein bemängelte Busek, dass keine längerfristigen Strategien existierten, daher auch keine längerfristigen Perspektiven, ewa was Österreichs Rolle in Europa betrifft, und umgekehrt. Auch in der Bildungspolitik würde stets nur über Organisationsfragen, nicht jedoch über Inhalte diskutiert. Leider gebe es zuwenig europäische Bildungskompetenzen. Auch andere Krisen, wie etwa jene in der Wirtschaft, könnte man besser lösen, wenn in Brüssel mehr Kompetenzen lägen. Einer Rückkehr zum Nationalstaat müsse man entschieden entgegen wirken.

 

Zur Situation der politischen Parteien bemerkte Busek, diese unterschieden sich in ihren Ausrichtungen und Inhalten nur noch wenig. Jede Partei sei heute bis zu einem gewissen Grad ökologisch, sozialdemokratisch und kapitalistisch orientiert. Die Parteien seien zu Mechanismen des Machterhalts geworden, jeweils bis zur nächsten Wahl, bei denen aber die Personalauswahl nicht mehr funktioniert. - Als Paradebeispiel für das wachsende Wechselspiel zwischen "Medienpartei" und "Parteimedium" sieht Erhard Busek Italiens Berlusconi: "Er schaut ja auch in hohem Ausmaß künstlich aus - wenn ich ihn im Fernsehen sehe, frage ich mich manchmal, gibt's den eigentlich wirklich?"

 

Zur Situation der Kirche meinte Busek, deren Zukunft liege vor allem in Südamerika und Afrika, weil sie dort mehr Kraft hat. Die Institution Kirche werde auch nicht, wie es manche annehmen, "zerbröckeln", denn sie werde immer eine Verfasstheit haben, "manchmal eine bessere, manchmal schlechter, sie hat ja schon einiges auf ihrem Weg erlebt."

----------------------------------

Das vollständige, ausführliche Interview, das noch etliche andere Themen umfasst, ist auf dieser Homepage nachzulesen.

 

Der Inhalt der CONTUREN Nr. 1 + 2 /2010: 

Meinhard MIEGEL: EXIT! Für einen Wohlstand ohne Wachstum

Hannes ANDROSCH: Europa muss sich am Riemen reissen

Erhard BUSEK Unsere Politik kann nicht langfristig denken

Wilfried STADLER. Aufsichtsräte: die mächtigen Machtlosen

Leo MAZAKARINI Sprachverstörungen: Wir leben in Babylon

Christian PROSL Europa und die USA - eine Bestandsaufnahme

Olaf IHLAU: Minenfeld Balkan

Gregor MAYER/ Bernhard ODENAHL Osteuropas Rechtsextreme im Aufwind

Helmut REINALTER: Der Mythos „jüdisch-freimaurerischer Weltverschwörung“

Marc THÖRNER: Menschenrechte spielen in Afghanistan keine Rolle mehr

KULTURJUBILÄUM 65 Jahre Österreichische Kulturvereinigung

KAKANIEN 2.0 „Atlantis“ – Ausstellung über einen versunkenen Kontinent

--------------------------------------

AVISO: 15. Wiener Kulturkongress am 22. November 2010 in der Diplomatischen Akademie,

Meinhard Miegel / Karl Aiginger: "Wirtschaftswachstum - Fluch oder Segen?"

-----------------------------------------------

Sie erhalten dieses Rundmail, weil sie sich in den letzten Jahren für eine unserer Publikationen / für die CONTUREN / für eine unserer Veranstaltungen interessiert haben (oder von dritter Seite angegeben wurden). Wenn Sie keinen newsletter und keine weiteren Informationen, Einladungen zu Veranstaltungen etc. mehr wünschen, melden Sie sich bitte mit NEIN unter mailto: office@conturen.net ab. - Besuchen Sie uns unter http://www.conturen.net/. . Dort finden Sie auch eine Extra-Anmeldung für den newsletter. Bestellen Sie ein kostenloses Probeexemplar der CONTUREN!

 

(C) Trendconsult - Verein für Kommunikation über Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zukunftszentrum für holistische Gesellschaftspolitik. A-3051 St. Christophen, Österreich / Austria, Ludmerfeld 37. Tel. und Fax: +43 (0)2772 51275. mailto:office@conturen.net. UID-Nr.: ATU62432406, Vereinsregister: ZVR-Zahl 325868657. Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Dr. Theodor Faulhaber.